In unserer modernen Gesellschaft werden Erfolgsgeschichten oft so erzählt, dass die Heldin jede Herausforderung allein meistert. Bezogen aufs Wochenbett sehen wir eine glückliche Frau, die alles selbst macht, die anscheinend gar nichts braucht und alles perfekt so weiter funktioniert wie vor dem Kind. So wird Hilfe holen zu einem Zeichen von Schwäche.
Die Geschichte kann jedoch auch anders erzählt werden und zwar so, dass die Heldin nach einem schweren Kampf zusammenbricht, da die Kraft zum alleine Aufstehen nicht mehr reicht. Wäre es so nicht ein Zeichen von Stärke gewesen, hätte die Heldin von Anfang an ein Unterstützerinnennetzwerk bereit gehabt und wäre stark und aufrecht aus dem Kampf hervorgegangen?
Wir meinen schon. Wir brauchen aufrechtstehende Alltagsheldinnen, die sich gut versorgen können und ihre eigenen Bedürfnisse vorreihen.
Dazu gehört gute Ernährung und eine ausreichende Versorgung des Organismus, vor allem in Zeiten, wo die Belastung besonders hoch ist – wie etwa im Wochenbett. Ebenso wichtig ist die psychische Begleitung in Phasen, die besonderer hormoneller Veränderung unterliegen, herausfordernde Veränderungen mit sich bringen oder neue Lebensabschnitte einläuten halten wir für essenziell und besonders selbstführsorglich. Eine holistische Betrachtung der gesamten Frau ist uns ein Anliegen.
Und ganz besonders, dass Unterstützung im Wochenbett etwas ist, das jede Frau hat. Denn seit jeher wurden Frauen nach der Geburt unterstützt, versorgt, genährt und entlastet. In vielen Kulturen rund um die Welt gibt es ein Dorf, das eine junge Mutter versorgt und unterstützt. Sie wird gehalten, damit sie das Baby halten kann. Eingebettet in viele liebevolle, helfende Hände.
Es war nie gedacht, dass eine Frau alles allein schaffen muss. Es war nie gedacht, dass Unterstützung etwas ist, zu dem sie sich überwinden muss. Und vor allem war es nie gedacht, dass fast vergessen wurde, wie wichtig Unterstützung nach der Geburt ist.
Wir wollen dich deshalb ermutigen und begleiten, dich nach der Geburt unterstützen zu lassen. Damit du dich im Wochenbett genährt, gestärkt und geborgen fühlen kannst.
Julia (https://www.juliaroeder.com) & Linda (https://mamasnest.at)
Persönliche Worte von Julia, Psychotherapeutin:
Die Geburt eines Kindes ist ein Lebensereignis, das eine besondere Wirkung auf das gesamte Leben hat. Mit einem Moment verändern sich Prioritäten, Gewohnheiten, Planungen und auch Beziehungen. Um all diese Veränderungen zu meistern braucht es Kraft, Mut und Zuversicht, die manchmal bei all dem Trubel in den ersten Wochen nach der Geburt nicht spürbar sein können. Alle neuen Eltern brauchen Zeit und jede Unterstützung, die sie bekommen können, um sich in die neue Rolle einfinden zu können. Gut versorgte Eltern können stabile emotionale Leuchttürme für ihre Kinder sein, wobei hier gilt „Zuerst die Sauerstoffmaske für mich, dann für die anderen.“. Somit spreche ich einen Appell dafür aus, sich emotionale Unterstützung zu holen und sich beim Einfinden in die neue Lebensphase begleiten zu lassen – nur, wenn wir gut auf uns selbst schauen, können wir für andere da sein.
Ein lebensnaher Austausch und eine liebevolle, stabile Begleitung in der neuen Elternschaft sind die beste Voraussetzung, um mit den neuen Herausforderungen gestärkt umgehen zu können.
Persönliche Worte von Linda, Wochebettdoula und Gründerin des Wochenbett-Lieferservices Mamas Nest:
„Hilfe anzunehmen und nicht alles allein machen zu wollen, ist eine der größten Herausforderungen im Wochenbett.“ Deborah Pascali Bonaro
Ja, dieses Zitat ist leider wahr. Wie oft habe ich als Doula gesehen, wie schwierig es für viele jungen Mütter ist, Unterstützung anzunehmen. Auch im Wochenbett, in einer der vulnerabelsten, schwächsten Momente in unserem Leben.
So viele junge Mütter haben Sätze im Kopf wie: „Ich muss alles selber und alles perfekt machen.“ „Alle anderen haben das auch alleine geschafft!“ „Was denken denn die anderen, wenn ich mich unterstützen lasse? Die sehen mich als Versagerin.“ „Mein Mann ist eh daheim den ersten Monat.“
Liebe Mamas,
es ist mit so wichtig euch mitzugeben: Nein, ihr müsst nicht alles selber machen. Ihr dürft (und sollt!) ein liebevolles Netzwerk an Unterstützerinnen um euch scharen, ihr dürft eure Bedürfnisse kommunizieren. Ihr dürft schwach sein und euch umsorgen lassen. Denn wann, wenn nicht nach einer Geburt eines Kindes? Dein Körper hat Höchstleistungen vollbracht, er braucht nun alle Kraft für die Heilung. Er braucht unendlich viel Ruhe und Rückzug. Und du als junge Mama brauchst deinen Fokus für dein kleines Wunder. Nicht für Haushalt, Essen kochen oder sonstige Dinge. Im Ayurveda gibt es ein wunderschönes Zitat : „Je wohler und kräftiger sich die Mutter fühlt, desto besser kann sie sich um ihr Neugebores kümmern.“ Und das geht eben am besten mit vielen helfenden Händen, die dich entlasten und bei denen du dich wohlfühlen kannst. Ich erlebe immer wieder, wie sich Frauen noch nach Jahren daran erinnern, wer für sie im Wochenbett gekocht hat (und oft auch noch was gekocht wurde!) und wer für sie da war. Diese Zeit ist so vulnerabel und so einprägsam. Und weil ich immer wieder gesehen habe, wie schwer ist leider vielen Frauen fällt, nach Unterstützung zu fragen, habe ich beschlossen, einen Lieferservice für Wochenbettküche zu gründen. Um ein Angebot zu kreieren, das leicht anzunehmen ist und einen große Unterschied im Wochenbett macht.